Am 24.6. Erschien der nachfolgende Artikel im Weserkurier
Bücher für die Kleinsten
BREMEN IN ZAHLEN: DIE KINDERBIBLIOTHEK IM VIERTEL
JUSTUS RANDT
Einfach reicht oft nicht. „Harry Potter, Petterson und Findus oder Ritter Rost – vieles haben wir mehrfach“, sagt Martha Bull, die ehrenamtliche Leiterin der Kinderbibliothek im Viertel („KiBi“). Die 1997 in der Schule an der Brokstraße eröffnete Bücherei ist seit 2001 über den Hof der Horner Straße 1 erreichbar. Vieles hat sich in den 27 Jahren, die es den Verein im September gibt, geändert: „Die Kinder, die kommen, werden immer jünger“, stellt Martha Bull fest. Und ihre Mitstreiterinnen, an diesem Tag Jutta Feindura und Barbara Tschirbs, bestätigen den Eindruck: „Bücher werden immer anspruchsvoller, Kinder sollen immer früher immer mehr lernen.“ Die Vorsitzende sieht das mit gemischten Gefühlen.Vieles habe sich aber auch nicht geändert: „Wir werden gebraucht! Trotz neuer Medien gilt: Kinder wollen lesen!“ Das steht nicht nur auf der „KiBi“-Homepage, das sagt Martha Bull gerne jedem, der es hören will. Und das wissen auch diejenigen, die die „KiBi“ nutzen. Viele der Eltern, die mit ihren Kindern kommen, kennen sich aus Kindertagesstätten und Schulen. Und viele kennen die ehrenamtlich geführte Bibliothek, die früher mal ein Gemüseladen war, weil sie als Kinder schon selbst dort waren. „Die fragen dann, ob wir die Drei-Fragezeichen-CDs immer noch haben“, erzählt Martha Bull. Die seinerzeit noch neuen Medien seien heute schon wieder auf dem absteigenden Ast: „Hardliner fragen zwar manchmal noch nach Videos“, aber selbst CDs und DVDs würden immer seltener ausgeliehen. „Wir merken die Streamingdienste. Die Leute haben die Geräte gar nicht mehr.“Gewisse Vorlieben überdauern dagegen die Zeit: Jungen lesen besonders gern Comics und neuerdings Graphic Novels. „Mädels lesen alles, Pferde gehen immer“, weiß Martha Bull. Auch das Phänomen „Pubertätslücke“ sei nicht neu: „Irgendwann gehen Mädchen eben lieber shoppen als zu lesen.“ Überhaupt sei die Altersgruppe ab zwölf Jahren seit Corona weniger vertreten. „Die hätten wir gern mehr.“Statt auszuleihen, stellen die „KiBi“-Frauen fest, würden Mütter oder Väter ihren kleineren Kindern oft mal eine Stunde lang in der Bücherei vorlesen – „vielleicht, um Termine zu überbrücken“. So oder so sei der Zugang „hier nicht so offiziell und kühl wie in der Stadtbibliothek, deshalb kommen viele Kinder auch ohne Begleitung“, sagt Martha Bull, die selbst nicht nur gern liest, sondern auch als Schriftstellerin leidenschaftlich bei der Sache ist. Ihr 13. Buch ist gerade in Arbeit. „Der Titel ist noch nicht klar, vielleicht ,Dörthe im Haifischbecken‘.“ Das wäre dann eher Lektüre für Eltern und Großeltern.Das Team um Martha Bull ist zufrieden. „Wir kriegen kein Geld von der Stadt, kommen aber gut klar“, sagen sie. „Wenn man Globalmittel bekommt, muss man damit etwas Neues machen, wir wollen einfach weitermachen. Und es vergeht kein Tag ohne Lob.“Die „KiBi“ hat montags bis freitags von 15 bis 18 und dienstags und donnerstags von 10 bis 13 Uhr geöffnet.