Band 1 und 2
von Timotheé de Fombelle
Noch mehr Fantasy? Och nee. Das dachte ich, als ich die beiden Bände zuerst in der Hand hielt, aber zum Glück habe ich sie nicht zur Seite gelegt und war überrascht.
Tobie Lolness lebt auf einem Baum, er ist anderthalb Millimeter groß, 13 Jahre alt und auf der Flucht.
Sein Vater, ein genialer Wissenschaftler, hat die Baumgesellschaft schockiert, als er entdeckte, das ein Baum ein lebendes Wesen ist und man nicht unbegrenzt seinen Saft benutzen darf. Mit diesem Saft, von Rüsselkäfern abgezapft, kann man viel Geld verdienen. Das setzte ihn in Gegensatz zu dem mächtigen Jo Mitch, der größte Rüsselkäferzüchter des Baumes. Tobies Eltern werden festgesetzt und es liegt an ihm, seine Eltern zu befreien und den Baum vor dem Tod zu retten. Seine abenteuerliche Reise durch den Baum beginnt. Als er erfährt, dass seine Eltern sogar ermordet wurden, verlässt er den Baum, um zum Volk der Gräser zu fliehen, obwohl von ihnen furchtbare Geschichten erzählt werden. Und noch schlimmer, er verliebt sich in eine Bodenbewohnerin und vergisst für lange Zeit, dass er im Baum eine Aufgabe zu erfüllen hat. Aber als die Baumbewohner immer öfter kriegerische Überfälle auf die Grasländer wagen, wird Tobie verstoßen. Er scheint ganz auf sich allein gestellt zu sein.
Mit Beginn des zweiten Bandes macht er sich auf, den Baum und seine eigentliche Liebe, Elisha, zurück zu gewinnen. Was ihm, es liegt auf der Hand, am Ende gelingt. Ich will nichts über die einzelnen Abenteuer erzählen, das müssen die Kinder (ab 9/10 Jahren) selbst erschmökern.
Die Bände folgen dem klassischen Muster der Fantasy-Literatur: Das übermächtige Böse, hier die Diktatur der Baum-Mordenden Leute um Mitch, Tobies Wanderung bis in die Tiefen der Einsamkeit, hier auch räumlich durch den Weg zu den Grasländern, Fremdenfeindlichkeit und Vorurteile, die sich als unsinnig erweisen. Hilfe, wenn und von wem Tobie es am Wenigsten erwartet, hin und wieder auch komische Szenen, die Liebste, die nicht nur wartet, bis der Held seine Aufgabe erfüllt, sondern tatkräftig mithilft, einiges an Magie. Tobie, der Angst hat und sie überwinden lernt, der hasst und auch das als falsch erkennt. Es ist alles da.
Und es ist eine Parabel auf unsere Welt der Umweltzerstörung, denn der Baum steht für die Welt und der unmäßige Gebrauch von Ressourcen zur Gewinnmaximierung gibt den Hintergrund der Story ab. Aber Timothée de Fombelle macht das geschickt, kein Öko-Holzhammer, sondern spannendes Abenteuer. Es gelingt ihr, die Spannung über beide Bände zu halten.
Eine gute Alternative zu Harry Potter, nicht so kriegerisch, aber auch nichts für ganz zarte Leserinnen.