Tagebuch eines Wombat

von Jackie French (Text)
und Bruce Whatley (Illustration)

Signatur: KB Fre

Was weiß man denn in Mitteleuropa schon über einen Wombat?! Wenn man Glück hat, weiß man dass es sich um ein australisches Kleintier handelt. Und es stellt sich schon auf dem Titelbild als ausgesprochen niedlich dar und verschlafen scheint es auch zu sein, so genüsslich wie es sich im Schlafe räkelt!

Dieser Eindruck bestätigt sich sogleich auf den ersten Seiten des Bilderbuchs, das den Tagesablauf des Tieres im Laufe einer Woche nachzeichnet: mindestens 50 Prozent seiner Tätigkeiten besteht aus Schlafen, wenn es nicht gerade Gras frisst oder sich kratzt (aber auch dabei sieht das Viech immer noch ziemlich verschlafen aus!). Über fünf Seiten geht das so, dass das Tier sich in den immer gleichen Stellungen schlafend rekelt. Dass ihm schon selbst dabei langweilig wird, kann der Leser gut verstehen!

Dann, am Mittwoch kommen zum ersten Mal Menschen in den Blick: Das Wombat suhlt sich genüsslich im Staub, leider direkt neben dem Grill einer Familie, deren Würstchen dadurch ziemlich in Mitleidenschaft gezogen werden. Aus der Sicht des Wombat, die das Buch die ganze Zeit beibehält, wird das Leben aber immer besser: sei es nun, dass beim Essen der Menschen mal eine Karotte abfällt oder man sich zur Abwechslung mit einem flachen haarigen Etwas (ein Fußabtreter !) einen perfekten Kampf liefert.

Karotten sind überhaupt das Allerbeste, so gut, dass man als ein Wombat sich alles Mögliche ausdenkt, um der Karottenquelle näher zu kommen: Mal direkt im Auto an der Einkaufstüte sich bedienen oder – noch viel besser – das Karottenbeet „seiner“ Menschen über Nacht komplett abernten, sprich: auffressen! (Danach so satt, dass man erst mal wieder nur noch schlafen kann.)

Der Tatendrang eines Wombat lässt aber nicht nach, wenn es sich erst einmal „seine“ menschliche Familie ausgesucht hat (die Verzweiflung der menschlichen Seite dieser Beziehung wird nur ganz eben in Kleinigkeiten sichtbar: die entsetzten Blicke bei der Staubwolke am Grill, die vernagelte Kellertür, das wieder zugeschüttete Erdloch im frischen Blumenbeet… Aber der Wille des Wombat, sich „seine“ Familie zu dressieren, ist letztlich stärker: „Die Menschen haben einfach nicht verstanden, was ich wollte. Bin immer wieder erstaunt, wie blöd Menschen sein können.“

Im Laufe der Woche kann er sich schließlich durchsetzten: „Bin zu dem Schluss gekommen, dass Menschen recht leicht zu dressieren sind und ziemlich gute Haustiere abgeben können.“ Und natürlich liegen Mensch und Tier am Schluss glücklich und zufrieden im Tiefschlaf!

Wunderbare verkehrte Welt mit herrlich verspielten Bildern und wenig, tagebuchartig in krakeliger Handschrift aufgeschriebenem Text (ist doch klar, besser kann ein Wombat doch gar nicht schreiben!). Das Buch wird sicher Eltern und Kindern beim Vorlesen gleichermaßen gut gefallen.

Eva Krone


Erschienen im Gerstenberg Verlag Hildesheim 2005

Homepage von Jakie French (englisch) – Australische Autorin, Ökologin, Historikerin, “Dyslexistin”(1) und Ehrenwombat

(1) Dyslexie = Leseschwäche


Wirklicher Wombat

Quelle: https://de.wikipedia.org/wiki/Datei:Wombat_1.jpg