Nikos Reise durch Raum und Zeit

von Sonia Fernández-Vidal
Signatur: X Fer

Eine Abenteuergeschichte über die Quantenphysik? Geht das? Es geht.

Nikos Tag beginnt mit der ungewöhnlichen Botschaft, die, wie auch immer, an seiner Zimmerdecke geschrieben steht:

Wenn du möchtest, dass sich etwas ändert, dann hör auf, immer das Gleiche zu tun.

Niko beschließt, den Schulweg zu ändern, das führt ihn zu einem rätselhaften Haus, durch das er in das Quantenuniversum gelangt. Er wird Zeuge des Urknalls, in Szene gesetzt wie ein Fußballspiel zwischen Materie und Antimaterie. Der Elf Eldwen und die Fee Quiona begleiten ihn durch diese Welt der rätselhaften Umkehrung unserer herkömmlichen Logik.

Niko lernt, durch Wände zu gehen, erfährt, dass etwas sowohl sein kann als auch nicht sein kann, dass es also kein “entweder – oder” gibt, sondern ein “sowohl – als auch“, dass die Fee Quiona, in die er sich verknallt hat, ihn also in einer Welt widerliebt, in der Parallelwelt aber ablehnt.

Als Mensch ist er aber in dieser Welt ein verbotener Eindringling, er muss sich mit seinen neuen Freunden gegen Widersacher verteidigen, die ihn gerne in einem schwarzen Loch verschwinden lassen wollen. Die drei bestehen einige Gefahren, bis sie ihr Ziel erreichen, die Quantenwelt (wieder) für die Menschen zu öffnen, damit wir unsere Welt besser begreifen lernen und sie damit auch lieb gewinnen und gegen den Vernichtungswahn (der Machtgier?) zu schützen versuchen. Aber das hört sich pädagogischer an, als die Autorin das schreibt.

Die Geschichte setzt Interesse und ein paar Kenntnisse der Physik voraus, aber durch die anschaulichen Beispiele gelingt es der Autorin, selbst komplizierte Zusammenhänge verständlich zu machen. Und wenn jemand einfach nur wissen will, wie es weitergeht, denn es ist sehr spannend, dann funktioniert die Geschichte zwar auch so, macht aber weniger Spaß. Und man begreift nicht wirklich, wieso es den dreien gelingt, immer wieder zu entkommen.

Formal fällt das Buch auch etwas aus dem klassischen Rahmen. Physikalische Begriffe sind in jugendlicher Handschrift gesetzt, fallen sofort ins Auge. Verschiedene Rätsel sind vom Text abgesetzt durch andere Schrift und mit ! eingerahmt ! in den Text eingerückt. Sie fordern zum Anders-Denken heraus. Eldwen wirft Niko am Anfang vor, dass er zu viel voraussetzt, dass er lernen muss, andere Fragen zu stellen. (z.B. Was brauchst du, um eine Tür zu schließen? Antwort: eine geöffnete Tür.) Durch den Text geistert “Schrödingers Katze”, (gezeichnet), sie lockert die Seiten zusätzlich auf.

Ein Glossar am Ende erklärt die physikalischen Begriffe noch einmal, aber das ist schon schwierig.

Ein Buch für naturwissenschaftlich interessierte Jugendliche ab ca. 12 Jahren, je nach Wissensstand, die sich gerne auch dem Spiel mit der Fantasie hingeben.

Martha Bull

Im Januar 2014