Mörfi

Mörfi – Falsch, falscher, fabelhaft!
Mörfi – Die fabelhafte Falschmacherin

von Andreas Schlüter

Signatur: JE Schl

Johanna sitzt in ihrem Sessel im Zimmer: bloß nicht bewegen, denn dann passiert immer irgendetwas: ein umgefallenes Milchglas, ein von der Wand gefallenes Bild, die defekte Waschmaschine… Und immer ist Johanna daran schuld gewesen – behauptet jedenfalls der neue Freund von Johannas Mutter. Schon seit zwei Minuten und sechsunddreißig Sekunden rührt sie sich nicht in ihrem Sessel, und das obwohl der Zeh juckt… Nur ein kleines bisschen bewegen, nur einmal zwischen den Zehen kratzen… da kann doch gar nichts passieren… Und schon liegt das Glas mit dunkelrotem Kirschsaft umgekippt und der Saft breitet sich „als matschiger roter Fleck auf dem hellblauen Teppich“ aus. Wie schon oft zuvor löst Johannas Reaktion, mit einem nassen Lappen den Fleck wieder auszuwaschen – eigentlich ja völlig richtig – eine ungeahnte Kettenreaktion aus, die auch noch Alexanders Computer zum Absturz bringt! Wie immer geht alles schief, was schief gehen kann! Viele Erwachsene kennen das als Murphys Gesetz, das Gesetz der größten Gemeinheit, ein ursprünglich in der Informatik beheimateter Begriff, dass mögliche Fehler dann auftreten, wenn sie größtmöglichen Schaden anrichten; im Alltagsleben kennt fast jeder das, wenn natürlich das Butterbrot mit der gebutterten Seite auf den Boden fällt(1) oder beim Versuch das umfallende Weinglas noch aufzufangen, es gleich so unglücklich aufstößt, dass es in tausend Scherben zerbricht.

In Johannas Zimmer aber hört die verzweifelt ihren Fleck schrubbende Johanna ein leises Kichern: was ist das denn, was sie da in der Lok ihrer Modelleisenbahn entdeckt: ein offenbar lebendiges Wesen, kaum größer als Spielfiguren – viel schöner gezeichnet als es zu beschreiben ist –, das mit ihr redet. Ein Fehlerteufel- Mädchen, klein, aber oho: Marlena Ölhaar-Rabautzky von Fehlertia Irrbaum, kurz: MÖRFI, mit Fehlerblasenwerfer und Lakritzschneckenhaaren, die Fehler hoch lobt: „Genial? Ganz egal! Ein fabelhafter Fehler war das. Famos phänomenal.“

Denn Mörfi findet Fehler toll: „Alle Menschen machen Fehler“ – und lässt sich nur sehen bei Kindern, die eine „richtig feine Falschmacherin“ sind und die baut der Fehlerzwerg auf in ihrem Selbstbewusstsein mit sprachlich wohlgeformten und witzigen Sprüchen: „quirliger Quatsch“, „putzige Panne“, „wunderbarer Wirrwarr“, „Fehler können klasse sein. Drum meide all die Fehlerzähler und lass die Fünfe grade sein“ ist Mörfis Fazit. Mit ihren Fehlerseifenblasen bringt Mörfi alles durcheinander und freut sich daran, dass Alexander, wenn sie an seinen Lippen zerplatzen um „Vereierung“ bittet statt natürlich um Verzeihung!

Wie es dann weitergeht mit Johanna und Mörfi z.B. in der Schule und mit Alexander, der sich keine Schwäche eingestehen kann, und wie man den Unterschied herausfindet zwischen „vernünftigen Freude- Fehlern“, die manchmal erst einen Neuanfang ermöglichen und richtig schlimmen Fehlern, die Katastrophen auslösen können, kann man nachlesen in Alexander Schlüters Büchern über Mörfi, die fabelhafte Falschmacherin.

Mehrere Bände der Reihe für selbstlesende Grundschulkinder in übersichtlich gesetzter Schrift mit lustigen Bildern von Karoline Kehr gibt es in der KiBi zum Ausleihen. Allerdings sollte man im Lesen schon etwas fortgeschritten sein, sonst würden einen die Sprachspiele von Mörfi zu sehr verwirren: „Der Schnee klackert über den Fisch“ oder „der Teer klickert über den Wisch“ oder doch eher „der Tee kleckert über den Tisch“! Aber man kann sich das Buch ja auch vorlesen lassen, auch wenn man schon selbst lesen kann.

Aus dem Jahr 2005 gibt es dann auch noch die Bilderbuchfassung von Mörfi und Johanna (diesmal ist es das Malwasser, das sich über Johannas hellblauen Teppich ergießt…). Hier stehen stärker die farbenfrohen ganzseitigen Illustrationen von Karoline Kehr im Mittelpunkt , während der kurze Text die Bilder ergänzt: „famos-vielfleckiger Pfützenfehler“ ruft Mörfi aus Johannas Lego-Häuschen, in dem sie es sich gemütlich gemacht hat. Ein bisschen fantastisch, wie Johannas Mutter im Wohnzimmer auf dem Teppich ein Beet einrichtet für die Zimmerpalme und der Zoowärter im Elefantengehege urplötzlich im Wassergraben landet, aber amüsieren wird es größere Vorschulkinder sicherlich.

In der neu eingerichteten Rubrik GK – Bilderbücher zum Vorlesenlassen und selber stöbern für ältere Kindergartenkinder und „frische“ Schulkinder – finden sich noch mehr Bilderbücher mit etwas mehr Text und teilweise auch etwas anspruchsvolleren Themen für diese Altersgruppe.

Und bei www.moerfi.de kann man sich noch einen Mörfi-Trost-Spruch abholen oder selber schreiben und das Teufelmädchen herumturnen sehen (leider wird die Seite offenbar nicht mehr gepflegt, denn es gibt mehr Mörfi-Bücher als der Verlag dort ankündigt!):

„Lieber ein kluger Fehler als ein dummer Zufall.“

Eva Krone (und Mörfi)


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(1) Da ist nicht allein Murphy zuständig. Auch Sir Isaak Newton, die Tischhöhe und die Physik.