Kinder der Welt

Eine Sachbuchreihe mit 14 Einzeltiteln verschiedener Autorenteams


Die besprochenen Bücher:

Wir leben in Kanada
Wir leben in Kanada
Wir leben im Libanon
Wir leben im Libanon

Signatur: Erdkunde – andere Länder

Diese Buchreihe “Kinder der Welt” umfasst noch einige weitere Bücher über verschiedene andere Länder und ist nicht nur im Format zwischen Bilderbuch und Lesebuch angesiedelt. Der Inhalt ist informativ dargestellt. Man erfährt viel über Länderkunde, Geschichte, Politik, Kultur, aber auch über die aktuellen Probleme des Landes sowohl im Text als auch durch die vielen Fotos und wunderbaren Illustrationen von Sophie Duffet. Zunächst wird immer das Land kurz vorgestellt wie in einem Lexikonartikel: Fläche, Zusammensetzung der Bevölkerung, Sprachen und Religionen, Klima, Landschaften und Geschichte. Dann kommt der den größten Teil des Buches umfassende Hauptteil, in dem jeweils drei Kinder im Alter zwischen 10 und 12 Jahren uns einladen in ihre Stadt, ihre Familie, ihren Alltag, ihre Freunde und so ganz nebenbei, während über Kathryn aus Vancouver und Umgebung, ganz in Kanadas Westen, die „schönste Stadt der Welt“, berichtet wird, erfahren wir etwas über tausendjährige oder fast 100 m hohe Bäume, über Grizzly- und Schwarzbären, über Einwanderung und verschiedene Bevölkerungsgruppen und deren Traditionen, über ihr Lieblingstier, den Orca-Wal. Dabei wird auch der Walfang nicht ausgelassen: Ganz sachlich geht es um die Bedrohung für die Tiere, aber auch die Notwendigkeit des Walfangs für die Inuit.

Dann wird von Sébastien, der ein Nachfahre der französischen Einwanderer aus Frankreich des 16.Jahrhunderts ist und in Montreal, der Hauptstadt der Provinz Québec lebt, erzählt und von Virginie, die eine Innu-Montagnais ist, eine Nachfahrin der Ureinwohner und in einem Indianerreservat im Norden aufwächst. Die Ernte von Ahornsirup haben die europäischen Siedler beispielsweise von den Innu übernommen, bei denen die Erntezeit für den Zucker „Ahornmond“ genannt wird und sie selbst heißt in ihrer Sprache „Uasheshkun“, was „Waldprinzessin“ bedeutet.

Im Libanon sind es Jumana aus der Hauptstadt Beirut, Omar, der in einem Bergdorf im Norden lebt, und Alia aus einem Dorf im Süden nahe der israelischen Grenze. Libanon ist ein Land, das immer wieder von kriegerischen Auseinandersetzungen bedroht ist durch die politischen und religiösen Konflikte des Nahen Ostens. Das spiegelt sich auch in dem sehr unterschiedlichen Leben der drei Kinder wider: „das Leben der Kinder im Libanon kann leichter oder schwerer sein – je nachdem, welcher Volksgruppe sie angehören und in welchem Teil des Landes sie aufwachsen“ heißt es schon in der Einleitung. Die Konflikte werden auch hier nicht ausgespart, aber auf die hoffnungsvollen Zeichen wird hingewiesen, so z.B. darauf dass die vielen muslimischen Flüchtlinge im Krieg im Sommer 2006 von vielen Christen und Muslimen in Beirut mit offenen Armen aufgenommen wurden.

Auch über die berühmten Verse des libanesischen Dichters Khalil Gibran „Eure Kinder…sind die Söhne und Töchter der Sehnsucht des Lebens nach sich selbst. Und wenngleich sie bei euch sind, gehören sie euch doch nicht“ erfahren wir in diesem Buch etwas: Kinder sind auf der Erde, um ihren eigenen Weg zu gehen. Das tut auch Alia im Süden – „Mädchen sein im Südlibanon“ – das ist nicht immer ganz einfach: „Ein Sohn wird bei seiner Geburt bei Christen und Muslimen wie ein König empfangen. … Alia musste sich rasch in ihre Rolle als Frau einfinden. Schon früh lernte sie, wie man den Haushalt führt.“ Dennoch beschreibt das Buch hier die neueren Entwicklungen hin zu einer Emanzipation und Gleichstellung der Frauen. Differenziert wird das Tragen des Kopftuchs erklärt, aber „Alia und ihre Mutter finden, dass diese Zeiten vorbei sind.“ Noch mehr wünscht sie sich, dass die „Tage des Wahnsinns“, die Zeiten des Krieges vorbei sein mögen…

Das macht den Charme dieser Bücher aus, diese Mischung aus Realität, Alltag, Poesie und Traum, dargestellt in klarer, sachlicher Sprache mit beeindrucken-den Fotos (zauberhaft schön: das Polarlicht im Norden Kanadas) im Wechsel mit den sehr schönen Illustrationen (fast wie ein Chagall-Gemälde: die Legende von Herakles). Empfohlen sind die Bücher für Leserinnen und Leser ab 10 Jahren, mit den Eltern zusammen aber sicher auch schon am Ende der Grundschulzeit lesbar. Und sie sind eben für Eltern und Kinder gut zu lesen und ein optischer Genuss.

Eva Krone, Januar 2010

Diese Titel gibt es in der KiBi: