Aller Anfang

von Jürg Schubiger und Franz Hohler

illustriert von Jutta Bauer

Signatur: Stoffe Weltliteratur

Wie es einleitend zu diesem besonderen kleinen Buch heißt, geht es um Geschichten, „wie die Welt angefangen hat“, die sich zwei Dichter abwechselnd als „Hin-und-Hergeschichten“ erzählen. Wenn auch die biblische Schöpfungsgeschichte als Hintergrund immer wieder durchscheint, so ist es doch gar kein religiöses, christliches oder biblisches Buch.

Es enthält 34 kurze Geschichten von Anfängen, teils versponnen, ein bisschen verrückt, witzig, ein bisschen philosophisch, aber immer liebevoll.

In der ersten Geschichte entschlüpft die Welt einem Ei – allerdings, wie jeder einsehen wird, ist es etwa 10 bis 12 Meter in der Länge! Nach dem Modell eines schlüpfenden Kükens bahnt sich zuerst die kleine Frau, dann der kleine Mann samt Häuschen, Gärtchen und allem, was sonst noch für das Leben wichtig ist (einschließlich eines Kindes mit angebissenem Brötchen!) und schließlich „der ganze Rest der Welt“ seinen Weg.

Die Geschichten sind in loser Abfolge, meist ohne direkt aufeinander Bezug zu nehmen, erzählt, handeln von offenen Türen, von Adam und Eva, dem Heiraten und dem Du-Sagen, von der Entstehung des Weltalls aus einer Kiste Erbsen (wunderschön!), von Magie und Zauberei, von Sonne, Mond und Sternen, von Menschen und Menschlichem (manchmal auch nur von Körperteilen wie Augen oder Nasen!) sowie von Tieren: wirklichen („Krokodil“ kommt aus dem Ägyptischen und heißt dort: „Hu, noch einmal Glück gehabt!“) und erfundenen wie die „Kältehummel“ aus Nordgrönland, die zwanzigtausend Kilo schwer ist und durch deren Flügelbewegungen im Winter die kalte Luft zu uns kommt.

Wir erfahren, wie die Löwen von Bananenessern zu Fleischfressern wurden und einiges Wissenswerte über Teufel und Engel. Wie zum Beispiel den sehr alten Engel, der als Lohn für seinen Fernsehauftritt gerne ein frisches Brot als Abschiedsgeschenk mitgegeben haben möchte und mit dem gemeinsam mit den anderen Engeln aufgegessenen köstlichen Brot endet das Buch…

Die Geschichten sind teilweise nur ein paar Zeilen lang, teilweise mehrere Seiten und sind durchzogen von teils ganzseitigen, collage-ähnlichen, teils gezeichneten, kolorierten oder auch nur skizzierten, wunderschönen Illustrationen, so dass ein Vorlese- und Selbstlesebuch für Schulkinder und Erwachsenen, das gleichzeitig auch ein Bilderbuch ist, herausgekommen ist, das Eltern und Kinder gleichermaßen anspricht und immer wieder zur Hand genommen werden kann.

Und immer bleiben die Geschichten ein bisschen in der Schwebe, leicht und träumerisch, denn – wie es in einer Geschichte heißt: „Die Märchen sind am Ende glücklich, die Paradiesgeschichten dagegen am Anfang.“

Eva Krone

Im Oktober 2008

Website von Franz Hohler