König&König

von Linda de Haan und Stern Nijland

„Es war einmal ein Kronprinz, der wollte einfach nicht heiraten. Aber das geht natürlich nicht. Wenn aus einem Kronprinz ein König werden soll, muss er verheiratet sein. Und so machte sich die alte Königin, die endlich in Pension gehen wollte, auf die Suche nach jemandem, der zu ihrem Sohn passte…“, das ist die Geschichte dieses Bilderbuches, das aus den Niederlanden stammt.

Die Seiten sind aus großflächigen Pinselstrichen, Zeitungs- und verschiedenen Papierausrissen gestaltet, die durch Zeichnungen und kleine Gegenstände (Fäden als Zugband für Gardinen, die die Königin aufreißt, um ihren schlafenden Sohn zu wecken) mit großer Liebe zum Detail ergänzt werden.

Ein ganzer Schwall von Worten und Buchstabenfetzen prasseln aus dem Mund der Königin auf den Kronprinzen ein, damit er versteht, dass er endlich heiraten und König werden muss.

Leider scheitert das Vorhaben daran, dass er „noch keine richtig nette Prinzessin kennen gelernt“ hat. Da kann die Königin helfen, indem sie Prinzessinnen aus aller Welt einlädt sich vorzustellen: von Prinzessin Aria aus Österreich, die eine sehr kräftige Opernsängerin ist, bis zu Radschandimaschputtin aus Bombay: an keiner findet der Kronprinz Gefallen.

„Das Wahre war dies alles nicht“, stellen sie ratlos fest, bis der Kammerdiener die letzten vor der Tür Wartenden ankündigt: Prinzessin Liebegunde begleitet von ihrem Bruder Prinz Herrlich.

Beide betreten den Saal – und das Unglaubliche geschieht: „das Herz des Prinzen beginnt wie wild zu pochen“: Liebe auf den ersten Blick.“

Nur geht der Kronprinz nicht auf die liebliche Prinzessin zu, sondern auf den „bildschönen“ Prinzen, der dasselbe erwidert.

Schon auf der nächsten Seite findet die rührende und „ganz besondere“ Hochzeit statt, einschließlich Hochzeitstorte mit dem männlichen Königspaar als Figuren obendrauf.

Wie in jedem ordentlichen Märchen gehen die beiden von da an als „König&König durchs Leben“, während die alte Königin im Liegestuhl ausruht und der Kammerdiener mit seiner grünen Prinzessin aus Grönland, in die er sich bei der Vorstellungsrunde der Prinzessinnen der Welt sogleich verliebt hat, glücklich daneben sitzt.

„Und alle lebten noch lange glücklich und zufrieden.“

Ein überraschendes Bilderbuch, „in dem alles anders kommt, als man denkt“, – wie der Klappentext auf der Rückseite des Buches verspricht – das das Thema gleichgeschlechtlicher Paare (einschließlich kirchlicher Trauung!) ganz einfach und erfrischend normal darstellt – so normal wie Kinder eben auf alles gucken, wenn ihr Urteil nicht schon vorgeprägt ist.

Eva Krone