von P.B.Kerr
Das Buch des britischen Autors P.B.Kerr, der auch die Fantasy-Reihe „Die Kinder des Dschinn“ für die gleiche Altersgruppe (um die 10 Jahre) veröffentlicht hat, lockt zunächst durch sein Titelbild.: Die scherenschnittartigen Silhouetten eines Jungen mit zwei Schimpansen im All vor einer bläulich leuchtenden Mondkugel.
Der Roman spielt in den USA zur Zeit der ersten Mondlandung im Juli 1969. Der dreizehnjährige Scott ist wie sein Vater, Fluglehrer beim Militär, flugbegeistert. Entgegen allen Vorschriften gibt der Vater, bei dem Scott nach der Trennung der Eltern lebt, seinem Sohn ersten Flugunterricht – schon das ein Abenteuer: „Was meinst du, wie viele Dreizehnjährige so was erleben?“ „Keine Ahnung. Nicht allzu viele, denke ich.“ „… Ich würde sagen, du bist der Einzige Scotty.“ Das muss natürlich ein Geheimnis bleiben zwischen Scott und seinem Vater: „.Aber sag um Gottes willen deiner Mutter nichts davon. Die kratzt mir sonst die Augen aus.“ Und so müsste er diese geliebten Flugstunden aufgeben, wenn – wie sie sich beide am meisten wünschen – die Mutter wieder zu ihnen zurückkehrte…
Dann passiert jedoch ein Unfall, bei dem Scott sich selbst (…und auch seinen Vater?) retten kann und der natürlich – da ihr geheimes Abenteuer auffliegt – zu einer Menge Ärger und einer offiziellen Untersuchung der Sache führt. Und dazu, dass die NASA, die US-Weltraumbehörde, auf ihn aufmerksam wird, die ihn für eine geheime Weltraummission – einen Testflug zum Mond im Vorfeld der ersten Mondlandung – auswählt. Scott wird zusammen mit seinem Freund Kit, dessen Begleitung er sich ausbittet, um nicht so allein beim NASA-Training zu sein, zum Astronauten ausgebildet! Er soll zusammen mit zwei Affen die geplante Mondlandung vorher sozusagen proben.
Im Zusammenhang der Geschichte erfährt man viel über die Raumfahrt, das Fliegen, über amerikanische Zeitgeschichte, den Vietnamkrieg und die Auseinandersetzungen darum, Wernher von Braun und die Bedeutung des Raumfahrtprogramms im Wettlauf mit den sowjetischen Kommunisten im kalten Krieg der sechziger Jahre. Das alles ergibt sich aber völlig logisch und kindgerecht aufbereitet aus dem Zusammenhang der Erzählung, ohne aufgesetzt und belehrend zu wirken. Im Mittelpunkt steht immer Scott und seine Freundschaft zu Kit, seine beinahe genauso freundschaftliche Beziehung zu seinen beiden schlauen Schimpansen-Kollegen Benny und Choo-Choo, aber auch zu einigen seiner erwachsenen Trainer. Schließlich findet das Abenteuer statt: im Raumanzug „wie das Michelin-Männchen“ befinden sie sich in der absoluten Ödnis und staubigen Leere des Mondes…und Scott macht wichtige Entdeckungen über das Menschsein, über sich selbst und was wichtig ist im Leben, insofern auch ein Buch über religiöse Erfahrungen und schließlich über Leben und Tod und die Bedeutung von Freundschaft.
Der historische Satz von Armstrong, der im Juli 1969 als erster Mensch die Mondoberfläche betrat, „Ein kleiner Schritt für mich, ein großer Schritt für die Menschheit“ betrifft nun sozusagen zunächst Scott, ein dreizehnjähriges Kind – und er ist froh, dass „niemand erfahren wird, dass ich auf dem Mond gewesen bin. … Ich glaube, für die Astronauten, die mit Apollo 11 zum Mond fliegen, wird es erst so richtig hart werden, wenn sie wieder auf die Erde zurückgekehrt sind. Dann müssen sie mit dem ganzen Medienrummel zurechtkommen. Und sie müssen immer und immer wieder diese eine Frage beantworten, auf die es keine Antwort gibt: Wie ist es da oben? … Es ist unvergleichlich. Absolut unbeschreiblich.“ Ein schönes Buch für Kinder ab etwa 10 Jahre und Ältere, nicht nur für Raumfahrt- und Technikinteressierte, sondern auch zum Träumen und Nachdenken über Menschheitsträume.
Eva Krone