von Trenton Lee Stewart
Dieses Buch verdient es, auf den Bestseller-Listen ganz oben zu stehen, dabei kommt es ganz ohne Monster und Fabelwesen aus. Es sei denn, man bezeichnet Mr. Curtain als Monster, aber der Reihe nach:
Es beginnt mit dem Aufruf des genialen Mr. Benedict an begabte Kinder, sich einer Prüfung zu unterziehen, um sich danach einer besonderen Herausforderung zu stellen. Aber der elfjährige Reynie merkt schnell, dass es bei der Prüfung nicht darum geht, richtige Antworten zu wissen. So kommt es, dass außer ihm nur noch drei andere Kinder bestehen. Nun fängt das Abenteuer aber erst an.
Mr. Benedict schickt die vier in geheimer Mission in das „Lerninstitut für die besonders Erleuchteten“, dem der ebenfalls geniale Mr. Curtis vorsteht. Sie sollen herausfinden, was Curtis plant. Was sie jetzt schon wissen, reicht, um ihnen die Gänsehaut über den Körper zu jagen: Mr. Curtis manipuliert die Gehirne der Menschen, indem er ihnen, ohne dass sie das merken, Botschaften schickt. Diese Botschaften scheinen unsinnig zu sein, aber es ist klar, dass ein teuflischer Plan dahinter steckt. In der Schule angekommen, erfahren die Kinder bald, was mit Verdächtigen passiert: Der „Flüsterer“ raubt ihnen ihr Gedächtnis.
„Kontrolle ist der Schlüssel zu allem.“ ist Mr. C.`s Wahlspruch. Kontrolle auch über die Gedanken der Menschen.Das erinnert an Werbung, an blödsinnige Fernsehsendungen und Daddelspiele, aber Stewart gelingt es, diese an sich schwere Kost leicht und vor allem spannend zu verpacken.
Er versteht es meisterhaft, die Geschichte vor allem am Anfang so zu verzögern, so dass man ganz wild darauf wird, weiter zu lesen. Selbst auf den letzten Seiten, als man denkt, dies ist jetzt der „Abspann“, überrascht uns Stewart noch einmal. Dabei wimmelt es von skurrilen Leuten, von Fieslingen und Dummköpfen, wie man sie an jeder Schule kennt und wie sie in klassischen Internatsgeschichten einfach vorkommen müssen. Die Figuren sind nicht sehr differenziert gezeichnet, wer böse ist, ist es richtig, wer nett ist auch. Aber das macht gruseligen Spaß, wenn z.B. Reynie schnell herausfindet, dass er Mr. Curtain über dessen enorme Eitelkeit packen kann. Denn unterschwellig sind die Bösen auch komisch in ihrem Wüten, und als Gegenentwurf zu vielen pädagogisch korrekten sowohl-als-auch-Charakteren der Kinderliteratur erfrischend altmodisch.
Ein guter Rat zum Schluss: nicht abends anfangen zu lesen, wenn ihr am nächsten Tag früh raus müsst, das Buch hat 527 Seiten und ihr werdet es nicht schaffen, vor dieser letzten Seite aufzuhören.